Verben
Die Wortart Verben kommt von dem lateinischen Wort verbum, was ganz allgemein "Wort" bedeutet. Diese Wortart enthält Tätigkeitswörter, die in Sätzen zentrale Wörter darstellen, da sie ausdrücken, was passiert. Da ein Satz ohne Verb so gut wie nie auskommt, ist es das wichtigste "Wort". Merksatz: "Dieser Satz kein Verb".
Verben werden oft konjugiert, um andere Zeitformen zu erhalten. Das Wort Konjugation (nicht verwechseln mit Konjunktion) kommt von lateinischen Wort coniugare, was "zusammenbinden" bedeutet, weil man an das Verb noch weitere Wörter anbindet, um es abzuwandeln (zu beugen).
Zwei Klassen
Alle Verben lassen sich in Japanisch in zwei Klassen einteilen: einstufig und fünfstufig. Kennt man die Klasse, kann man das Verb mit den Regeln richtig konjugieren.
Die Klasse wird einstufig genannt, weil der Wortstamm auch nach einer Konjugation vom Vokal immer so einmalig bleibt, wie er war.
Die Klasse wird fünfstufig genannt, weil der Wortstamm je nach Konjugation durch die fünf Vokale a, e, i, o, u schreitet.
Folgende Regeln gelten immer:
Wenn das Verb einstufig ist, dann endet es immer mit る.
Wenn das Verb nicht auf る endet, dann ist es immer fünfstufig.
Diese Regeln gelten aber nicht umgedreht. Das bedeutet, die Sonderfälle mit Endung る sind wichtig zu lernen. Dreht man die Regeln um, muss die Konsequenz (der dann-Teil) angepasst werden.
Wenn das Verb auf る endet, dann kann es einstufig oder fünfstufig sein.
Wenn das Verb fünfstufig ist, dann kann es auf る enden.
Von 988 Verben haben 562 eine る-Endung. Von den 562 る-Verben sind 350 einstufig und 212 fünfstufig, d.h. es gibt die 212 Sonderfälle.
In der japanischen Sprache werden die Verbklassen 一段|Einstufigkeit (zusammengesetzt aus 一|Eins und 段|Stufe) bzw. 五段|Fünfstufigkeit (zusammengesetzt aus 五|Fünf und 段|Stufe) genannt.
Positiv (Bejahung)
Es ist sinnvoll die einfache positive Konjugation des Verbs als Hauptform zu lernen, da von diesem Startpunkt aus alle anderen Konjugation durch Regelanwendung erreicht werden können. Diese Konjugation endet immer auf dem Vokal U, also ist die Liste möglicher Silben für die Verbendungen folgende (siehe Japanische Silbenschrift & Aussprache). Daneben steht in Klammer, wie häufig ein Verb mit dieser Silbe endet, basierend auf 988 betrachteten Verben.
- う (71)
- く (65)
- ぐ (14)
- す (170)
- つ (24)
- ぬ (1)
- ぶ (11)
- む (70)
- る (562)
Ein Verb beginnt fast immer1 mit einem 漢字, kann weitere 漢字 enthalten und endet mit ひらがな. Im Abschnitt Chinesische Zeichen & Lesungen wurden bereits die Zeichen 立|stehen, 見|sehen und 親|Eltern eingeführt, aus denen auch Verben geformt werden können:
- 立つ|aufstehen
- 立ち上げる|starten
- 見せる|zeigen
- 見くびる(5)|unterschätzen
- 親しむ|befreundet sein
An diesen Beispielen sieht man, wie die ひらがな für eine Beugung der Bedeutung sorgen.
Da 立つ und 親しむ auf つ und む enden, sind sie fünfstufig.
Bei den übrigen Verben mit る-Endung kann man nicht sicher sein.
Tatsächlich ist davon nur 見くびる|unterschätzen fünfstufig, was in diesem Ratgeber mit einer hochgestellten (5) gekennzeichnet wird.
Negativ (Verneinung)
Um auszudrücken, dass etwas nicht getan wird, kann das Verb zur Verneinung konjugiert werden. Die Konjugation unterscheidet sich je nach Verbklasse.
Einstufig
Um zu beschreiben, dass ein einstufiges Verb nicht getan wird, nutzt man die Silben ない.
Merksatz: Nein (ない), es passiert einfach nicht.
Wenn man bei einem einstufigen Verb das る durch ない ersetzt, dann entsteht die Verneinung.
Als Transformationsregel kann man sich die Umwandlung durch Löschung und Anfügung so vorstellen:
見せる ない 見せない
Beispiele:
- 立ち上げない|nicht starten
- 見せない|nicht zeigen
Fünfstufig
Um zu beschreiben, dass ein fünfstufiges Verb nicht getan wird, wandelt man die letzte Silbe des Wortes zum Vokal A um und fügt ebenfalls die Silben ない an.
Merksatz: Zum fünften Mal (-あ), Nein (ない), es passiert nicht.
Wenn man bei einem fünfstufigen Verb die letzte Silbe zum Vokal A wandelt und ない anhängt, dann entsteht die Verneinung.
Als Transformationsregel kann man sich die Umwandlung durch Löschung und Einfügung so vorstellen:
親しむま ない 親しまない
Gegeben der Verb Silbenendungen von oben, werden die Silben zum Vokal A folgendermaßen verändert. Ein Sonderfall bildet die Silbenendungen う, die in わ gewandelt wird.
- う わ
- く か
- ぐ が
- す さ
- つ た
- ぬ な
- ぶ ば
- む ま
- る ら
Beispiele:
- 立たない|nicht aufstehen
- 見くびらない|nicht unterschätzen
- 親しまない|nicht befreundet sein
Die zwei irregulären Verben
Es gibt genau zwei irreguläre Verben, die anders konjugiert werden.
- する|machen/tun
- 来る|kommen
Ihre Verneinungsformen sind:
- しない|nicht machen/tun
- 来ない|nicht kommen
Es gibt noch den Daseinszustand, der auch als irreguläres Verb angesehen werden kann und später behandelt wird. Zudem gibt es noch Verben, die teilweise Irregularität aufweisen, wie z.B. ある|(unbelebt) existiert.
Durch Merksätze Verben lernen
Um sich die Lesung, Bedeutung und Stufigkeit der Verben besser behalten zu können, können Merksätze verwendet werden. Die Merksätze sind so konzipiert, dass sie alle wichtigen Informationen über das Verb abbilden. Folgende Merksatzschablone wird verwendet:
Person möchte/hat Adverb(en)/Objekt ... Verb.
Die einzelnen variablen Teile werden im Folgenden erörtert.
Stufigkeit: Um zu merken, ob es ein einstufiges oder fünfstufiges Verb ist, kann man der Stufigkeit ein Geschlecht zuordnen.
- Für einstufige Verben wird das männliche Geschlecht verwendet.
- Für fünfstufige Verben wird das weibliche Geschlecht verwendet.
Merksatz: Ein Mann, ein Wort (einstufig) - eine Frau, ein Wörterbuch (fünfstufig).
Je nach Geschlecht der Person im Merksatz kann man auf die Stufigkeit schließen.
Lesung: Durch Adverben und dem Objekt im Satz können die Lesungen eingeprägt werden. Die Idee ist die gleiche, wie schon bei den Merkhilfen zur Lesung der chinesischen Zeichen.
Bedeutung: Da der Merksatz mit dem Modalverb möchte oder Hilfsverb hat gebildet wird, steht das Vollverb am Ende des Satzes. Das Verb hat die Bedeutung, die zu lernen ist.
Beispiele
Die Büroangestellte möchte nach tagelangem (た) Sitzen bevorzugt (つ) bei der Arbeit aufstehen (立つ).
Die Influencerin hat die Mittelhelligkeit (み) vom Akkubildschirm (くび) völlig unterschätzt (見くびる).
Der Vermieter möchte dem Mieter (み) die Bewässerung (せる) zeigen (見せる).
An den Beispielen sieht man, dass "Die Influencerin" bei 見くびる (fünfstufig) und "Der Vermieter" bei 見せる (einstufig) entscheidend sind, um sich bei der る-Endung an die Stufigkeit zu erinnern. Zudem kann vom Zeichen 見|sehen über Akkubildschirm (くび) die Bedeutung unterschätzt gemerkt werden, während über Bewässerung (せる) die Bedeutung zeigen assoziiert werden kann.
Über Karteikarten lernen
Mit digitalen Karteikarten und einer Lernkartei-Applikation lassen sich ideal die Verben erlernen. Für Anki stellt dieser Ratgeber ein Karteistapel zur Verfügung, der Merksätze für Verben enthält. Sie können in Lernmaterialien passend zum erreichten 漢字-Level heruntergeladen werden.
Wie der Lernende die Karteikarten nutzen kann, wird anhand dem folgenden Anki-Screenshot für das Verb 見せる|zeigen dargestellt.

Für ein Verb wird der Benutzer aufgefordert, in der Antwort die Hauptbedeutung und das Verb in seiner Verneinung zu nennen. Mit Abfrage der Verneinung kann ermittelt werden, ob der Lernende die Stufigkeit richtig eingeprägt hat. Danach sieht der Lernende, wie nah die Eingabe der erwarteten Antwort gekommen ist. Zudem wird der Merksatz, die Lesungen und die Übersetzungen präsentiert, um das Verb zu lernen.
Bei Fremdwörter und Alltagssprache nicht.
Zum Nachschlagen, aber auf Englisch: