Zeitplanung
Möchte man eine Sprache erlernen, muss man sich den Aufwand und der damit verbundenen Zeit bewusst werden. Das eigentliche Lernen kann man aus der Perspektive des Lernenden als Investition von Freizeit ansehen. Die Investition zahlt sich aus, wenn man auf dem Weg die gewünschten Lernerfolge erzielt. Pausiert man über längere Zeit oder bricht man das Lernen ab, hat der Lernende in eine Sprache investiert, die über die Zeit langsam wieder verblassen wird: Wie so oft berichten Personen, die in der Schule eine Sprache gelernt hatten, nach Jahren diese nicht mehr zu beherrschen.
Das Sprachenlernen ist eine tägliche Aufgabe, die der Lernende in seinen Alltag integrieren muss. Die Intensität kann dabei beliebig gewählt werden: Investiert man nur wenige Minuten am Tag, dauert es länger, Lernerfolge zu erreichen, während mehrere Stunden am Tag den Spracherwerb beschleunigt. Das wichtigste ist eine gleichbleibende, tägliche Investition in das Sprachenlernen. Der Grund dafür ist, dass das Gehirn jeden Tag aufräumen möchte und investierte Lernzeit durch Verblassen von Erinnerungen zunichte machen kann.
Lernende könnten die Angewohnheit haben, an den Arbeitstagen (meist Montag bis Freitag) die Sprache zu lernen, während am Wochende (Samstag und Sonntag) das Lernen unterbrochen wird. Auch Urlaube über ein oder zwei Wochen könnten dazu verleiten, das Lernen zu unterbrechen. Das hat meist zur Folge, dass sich Vokabeln zu einer unbewältigbaren Menge ansammeln und/oder Gedächtnislücken entstehen. Dadurch können erreichte Lernerfolge verloren gehen, was wiederrum die Motivation sinken lässt. Deswegen empfehle ich eine gleichbleibende, tägliche Lerninvestition, um allmählich Lernerfolgen entgegen zu kommen.
Wann ist man fertig?
Beim Sprachenlernen ist man nie ganz fertig, denn es gibt immer wieder etwas neues zu erlernen. Der eigene Anspruch entscheidet, bei welchem Niveau der Lernende das aktive Lernen beendet und den Spracherwerb einfach nutzt. Man sollte sich klar machen, welches Sprachniveau man sich als Ziel setzen möchte.
Der gemeinsame europäische Referenzrahmen für Sprachen kennt folgende Kompetenzniveaus und ungefähre Angaben zum Wortschatz (Anzahl gelernter Wörter):
- A - elementare Sprachverwendung
- A1: 500 Wörter
- A2: 1000 Wörter
- B - selbständige Sprachverwendung
- B1: 1800 Wörter
- B2: 2600 Wörter
- C - kompetente Sprachverwendung
- C1: 3500 Wörter
- C2: 5000 Wörter (mind.)
Mit einem Grundwortschatz möchte man mit möglichst wenig Lernaufwand zu einem möglichst hohen Textverständnis zu kommen. Für die deutsche Sprache wurde folgendes ermittelt:
- 1.000 Wörter: ca. 80% Verstehen (d.h. A2)
- 2.000 Wörter: ca. 90% Verstehen (d.h. B1-B2)
- 4.000 Wörter: ca. 95% Verstehen (d.h. C1-C2)
Je höher der Anspruch, je höher das Niveau. Je mehr Textverständnis erlangt werden möchte, je mehr Wörter sind zu lernen und je höher ist der Lernaufwand. Je höher der Lernaufwand, je mehr Stunden sind zu investieren.
Mit wieviel Zeit muss man rechnen?
Sprachen, die verwandt sind mit der eigenen Muttersprache, sind einfacher zu lernen. Das liegt an Aspekten wie fast gleichen Schriftzeichen, Aussprachen, ähnlich klingenden Wörtern und vergleichbare Grammatik Regeln. In unserem Fall sind das Sprachen wie Französich, Spanisch oder Italienisch. Die schlechte Nachricht: Sprachen wie Arabisch, Koreanisch, Chinesisch und Japanisch sind aus Sicht eines deutschen Muttersprachlers schwerer zu erlernen, da die eben genannten Aspekte sehr unterschiedlich sind. Beobachtungen zeigen folgende Aufwandsabschätzungen von der Muttersprache zur Fremdsprache für professionelle Arbeitskenntnisse:
- Englisch → Deutsch: 750 Stunden (30 Wochen, 7 Monate)
- Englisch → Japanisch: 2200 Stunden (88 Wochen, 20 Monate, 1,7 Jahre)
D.h. auf Grund der geographischen Distanz, den kulturellen Unterschieden und der damit unterschiedlichen Sprachentwicklung ist der Aufwand drei Mal höher, die Sprache zu lernen.
Fazit: Der Lernende sollte ab Beginn und täglichem Lernen mit locker einem Jahr rechnen.
- https://de.babbel.com/de/magazine/schnell-lernen
- https://www.mondly.com/blog/de/wie-viele-stunden-dauert-es-eine-sprache-zu-lernen/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Gemeinsamer_europ%C3%A4ischer_Referenzrahmen_f%C3%BCr_Sprachen#Kompetenzniveaus
- https://www.steinke-institut.de/europaeischer_referenzrahmen.htm
- https://de.wikipedia.org/wiki/Japanese-Language_Proficiency_Test
- https://de.wikipedia.org/wiki/Grundwortschatz